„Harry Potter and the Cursed Child“ – mein Abstecher in die magische Welt

Endlich war es soweit! Als ich am 30. April aufwachte, war ich so aufgeregt wie ein kleines Kind an Weihnachten. Nach 2 Jahren Wartezeit stand endlich der Ausflug an, auf den ich mich schon so gefreut hatte: Weihnachten 2019 hatte meine Mutter meine Schwester und mich mit Tickets für das Theaterstück „Harry Potter and the Cursed Child“ in Hamburg überrascht und mein Potterhead-Herz höher schlagen lassen.

Harry Potter war meine Vergangenheit, meine Gegenwart und meine Zukunft. Der Teil meiner Kindheit, der mich immer begleitete. Früher hatte ich mir alle Bücher von meinem Papa vorlesen lassen, die Hörbücher rauf und runter gehört (daran hat sich übrigens absolut nichts geändert, das mache ich jetzt mit Sören zusammen) und ungefähr jedes Merch besessen, das auf den Markt gebracht wurde. Von Schokofröschen und Bertie Bott’s Bohnen über Harry Potter Lego und Computerspiele zu Zauberstäben, Besen, Umhängen und kreisrunden, angeknacksten Brillen war alles dabei. Und ich liebe die magische Welt noch immer. Ich habe mittlerweile vielleicht keine Spielzeugbesen mehr, bin aber stolze Besitzerin eines Ravenclaw-Schals, habe mich durch unzählige ekelhafte Butterbiere probiert, die nicht im Geringsten dem karamell-sahnigen Geschmack des im Buch beschriebenen Getränks ähneln, und wünsche mir noch immer nichts sehnlicher als einen Hogwarts-Brief…auch wenn ich dafür wohl langsam ein bisschen zu alt wäre. Stellt euch vor, wie verwirrt all die 11 bis 17jährigen Schüler wären, wenn ich plötzlich in ihren Klassenzimmern auftauchen würde.

Lange Rede, kurzer Sinn: Diese Überraschung meiner Mama hat sowohl mich als auch meine Schwester riesig gefreut und wir konnten es gar nicht abwarten, endlich in dem großen Saal zu sitzen und das Spektakel auf der Bühne zu beobachten. Und dann kam Corona. Nachdem wir die Vorstellung ganze drei Mal verschieben mussten, war ich tatsächlich skeptisch, ob die Veranstaltung dieses Mal stattfinden würde, doch nun war der große Tag gekommen und wir hatten keine Absagemail erhalten. Also hieß es nun: Ab ins Theateroutfit und auf nach Hamburg!

Um 14 Uhr kamen wir am Theater an, als Vorstellungsbeginn war 14:30 Uhr angegeben, genug Zeit also für einige Fotos, den obligatorischen Gang zum WC und den Kauf von Getränken und Snacks an der Theaterkasse. Da wir Tickets für Teil 1 und Teil 2 sowie ein Mittagsmenü in der Pause hatten, würden wir den ganzen restlichen Tag im Theater verbringen. 6 Stunden pure Harry Potter Magie standen uns bevor.

Schon bevor wir den Theatersaal betraten, war ich verzaubert von all den Details, an die man schon in der Eingangshalle gedacht hatte. Teppich im Hogwarts Design, Patroni-Gemälde an den Wänden, schwebende Glühbirnen über unseren Köpfen und natürlich gab es an der Snackbar auch die Süßigkeiten der magischen Welt käuflich zu erwerben. Da die Preise von Schokofröschen & Co. allerdings auch wie nicht von dieser Welt waren, gaben wir uns mit gewöhnlichen Muggle-Süßigkeiten zufrieden und betraten endlich den Saal, dessen Wände mit Leuchtern im Drachendesign geschmückt waren, in denen zum Glück keine echten Kerzen flackerten, sondern elektrische Lichter. Mr. Weasley wäre mit Sicherheit ganz entzückt gewesen!

Schon bald erloschen die Lichter und das Stück konnte beginnen.

Ich will ehrlich mit euch sein: Der Einstieg fiel mir schwer und nach der ersten Hälfte des ersten Teils verließ ich mit leicht gerunzelter Stirn den Saal – hin- und hergerissen zwischen Faszination und Enttäuschung. Die gesamte Theatercrew hatte großartige Arbeit geleistet. Das Bühnenbild war wundervoll anzusehen, die Effekte waren wirklich magisch und auch die schauspielerische Leistung gefiel mir. Doch während des Zusehens hatte ich mich an etwas erinnert, das ich in den letzten Jahren seit Erscheinen des Buches gekonnt verdrängt hatte: Die Geschichte hatte mir nicht gefallen. Schon als ich 2016 oder 2017 das Screenplay gelesen hatte, war mir aufgefallen, dass die bekannten Charaktere so ganz anders dargestellt waren als in den sieben vorangegangenen Geschichten und es war nicht zu übersehen, dass die Dialoge nicht aus J.K. Rowlings Feder stammten, auch wenn sie an der Geschichte mitgewirkt hatte. Und so meldete sich auch während dieses ersten Viertels des Theaterstücks immer wieder mein Kopf mit entrüsteten Einwürfen à la „So hätte Hermine das niemals gesagt“, „Diese Dad-Jokes passen viel besser zu Ron als zu Harry“ und „Wie hatte aus Ginny so eine besorgte, leicht gluckenhafte Mutter werden können?“. Natürlich ist mir bewusst, dass die Charaktere erwachsen geworden sind und sich nicht mehr verhalten wie mit siebzehn, doch auch mit 36 bzw. später 39 muss man sich nicht so peinlich verhalten, wie Harry es manchmal an den Tag gelegt hat. Ich bin mir sicher, dass meine Eltern noch nie so waren.

Allerdings tat die Pause mir gut und ich stellte nicht nur fest, dass meine Cousine, die auch mit dabei war, ähnliche Gedanken hatte wie ich, sondern auch, dass das Stück nach der Pause von Minute zu Minute besser wurde. Die Story kam so richtig in Fahrt, die Effekte wurden noch spektakulärer und allerspätestens am Ende des ersten Teils war ich zu 100% überzeugt, dass sich der Besuch gelohnt hatte. Meine anfänglichen Zweifel waren verflogen und ich fühlte mich mehr und mehr als würde ich mir einen Kinofilm ansehen, anstatt im Theater zu sitzen – so gut war das Stück gemacht. Nun traten auch immer mehr Rollen auf, die beinahe nicht von ihren Film- und Buchvorbildern zu unterscheiden waren – weder in der Art zu sprechen noch in Gestik oder Mimik. Der erste Teil endete nicht nur mit einem Cliffhanger wie er im Buche steht, sondern außerdem mit einem ganz besonderen Special Effect und ich war unglaublich froh, dass wir auch für den zweiten Teil Tickets hatten. Doch das war nicht der einzige Grund zur Freude, denn nachdem wir im Theater-Pavillon ankamen, um dort unser Mittagsmenü abzuholen, war ich ziemlich erleichtert, dass wir als Entschädigung für die vielen Verschiebungen, je ein Menü pro Person gratis zu unseren Tickets dazu bekommen hatten. Denn 12€ für weichgekochte Penne mit Tomatensoße sind für meinen Geschmack dann doch etwas übertrieben.

Immerhin taten die Nudeln, Burger und Pizzen ihren Zweck und entsandten uns alle gut gestärkt in den zweiten Teil des Stücks, der auch qualitativ direkt dort anknüpfte, wo der erste Teil aufgehörte hatte und uns bis zum Schluss in Atem hielt. Besonders, da ich in den vergangenen 6 Jahren beinahe die komplette Handlung des Buches (bis auf den Anfang und das Ende) wieder vergessen hatte und von einigen Stellen ziemlich überrascht wurde. Wir verließen das Theater also mit magiegefüllten, glücklichen Herzen und ganz viel Gesprächsbedarf (und ich auch noch mit zwei Hogwarts-House Kulis für Sören und mich).

Falls ihr also mit dem Gedanken spielt, euch das Stück anzusehen, kann ich es euch wärmstens empfehlen. Achtet jedoch darauf – besonders falls ihr so ein großer Harry Potter Liebhaber wie ich seid und die Bücher quasi auswendig kennt – dass ihr euch nicht von den etwas abweichenden Eigenschaften der Charaktere oder kleinen „Fehlerchen“ den Spaß verderben lasst. Schließlich ist das am Endeffekt wirklich nicht so wichtig wie das Eintauchen in die Geschichte und das magische Erlebnis, an das man sich im Nachhinein erinnert. Ich bin gespannt auf eure Berichte!

Eure Saskia

P.S. Mein Tipp an euch, wenn ihr beide Teile an einem Tag schaut: Geht in der Mittagspause in ein Restaurant in der Nähe anstatt im Theater-Pavillon zu essen. Dafür solltet ihr genug Zeit haben.

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